Montag, 23. Februar 2009

Geburtstag

Hallo, da bin ich wieder! Vielen Dank für all die lieben Gesburtstagsglückwünsche! Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele an mich denken, auch wenn ich so weit weg bin. Bevor ich aber von meinem Geburtstag berichte muss ich jetzt mal die Gelegenheit nutzen und die Leute vorstellen, mit denen ich am meisten zu tun habe:

Aaalso zuerstmal hab ich ja garnicht erwähnt dass wir ne neue Praktikantin haben, womit die Schwaben jetzt eindeutig die Mehrheit im Büro stellen. Aber bis auf den kleinen Sprachfehler (Sorry Judith!) ist sie total lieb und auch ein wenig verrückt.
Ja von Katharina hab ich ja sicher schon das ein oder andere Mal erzählt. Sie ist meine Mitbewohnerin und schafft es mich auszuhalten was sicher nicht ganz einfach ist weil ich soviel rumblödel und wenn ich nicht ich wäre würde ich mir ganz schön auf die Nerven gehen.
Dann gibt es da noch eine andere Praktikantin, Anja, sie arbeitet im Wasserministerium gegenüber und kommt aus Berlin. Und so gut es mir hier auch geht (es geht mir wirklich verdammt gut hier) - ich vermisse die eine oder andere Sache aus Berlin schon... (zum Beispiel Spätis und Kickern und Schweinefleisch und Drehtabak) Naja wir trösten uns dann immer gegenseitig.
Dann gibt es den Andreas. Er ist echt Hardcore, hat schon alle möglichen Sachen in der ganzen Welt gemacht, Sri Lanka, Schwarzafrika,... und entspannt jetzt grade in Marokko als Consultant. Er ist super nett und immer dabei wenn was geht. Es geht übrigens immer irgendwas. Puh anstrengend manchmal. Na jedenfalls hat er so ne coole Art was jeden Ausflug zum Spaßausflug macht.
Dann gibt es noch Romain, der für eine deutsche Firma auch als Consultant arbeitet. (Hab ich jetzt gelernt: Consultans arbeiten viel und verdienen noch viel mehr) Er spricht rudimentär deutsch ("Isch 'abe mein deutsch gut morgen") und bringt damit alle zum lachen. Aber zum Glück können wir alle ziemlich gut Französisch! Naja fast alle! ;-) Krch ch ch! Ohne scheiß ich spreche mehr Englisch mit ihm als Französisch, das nervt mich! Aber ich mach ja jetzt nen Kurs., dann muss er auch nicht ne Minute warten bis ich meinen Satz mühevoll zu Ende gebracht habe.
Damit ist die kleine Familie komplett. So. Und wenn ich von "wir" spreche, ist das meist eine Crew aus den genannten fünf. Hier mal ein paar Bilder von uns:








Judith, Andreas, Katharina, Anja

Romain, Am Meer

So, und jetzt dazu wie wir gefeiert haben. Naja, erst waren wir bei uns zu Hause und haben angestoßen. Ich habe so lustige typisch marokkanische Ascessoirs geschenkt bekommen. Dann waren wir mal wieder im Yacoud. Die Band is echt so cool! Ham wa jetanzt wie es sich jehört!
Am nächsten Tag haben wir den ersten Geocache Rabats gemacht. Für alle, die es nicht kennen: is ne Art Schnitzeljagd mit nem GPS Gerät. Man läuft von Station zu Station, löst Rätsel und erhält damit die Koordinaten für die nächste Station. Unser Geocache führt durch die Medina (Altstadt und Basar) in die Oudaya (Festung), dann am Pier entlang zum Tour Hassan und dann zur Chellah, dem schönsten Platz Rabats. In einer alten Mauer haben wir eine Box versteckt, worin ein Logbuch liegt. Bin mal gespannt wann der erste den Cache lösen wird... Wer ihn mal sehen will schaue hier:
http://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?guid=490a5786-55c8-47a1-b0ce-96d313c5e1dc
Das hat super Spaß gemacht durch die Stadt zu laufen und sich die Rätsel zu überlegen.



Geburtstags- und Geocachegeschenke


Dieses Wochenende war ich in Marrakech und in Madrid. Auf dem Weg nach Marrakech sind wir an Wiesen vorbeigekommen, die bis zum Horizont mit Blüten bedeckt waren. Langsam wird es hier Frühling... ohh was freue ich mich wenn das Praktikum vorbei ist und ich endlich in den Atlas und die Wüste reisen kann... Voll schön auf jeden Fall.
Marrakech ist auch wunderschön, die "rote Stadt". Deshalb gibt es viele Touristen, weshalb es viele Nepper, Schlepper und Bauernfänger gibt, was manchmal etwas nervt. Aber wir kennen uns ja aus und mit einem "la, choukran khouja!" ("Nein danke Bruder") haben wir dann auch unsere Ruhe. Abends war ich mit Judith und Khadija tanzen, zu libanesischer und marokkanischer Musik. Am nächsten morgen ging dann mein Flug nach Madrid. Ich musste wegen dem Visum das Land verlassen und hab die Gelegenheit genutzt mir Madrid anzuschauen. Zufällig war an dem Tag Karneval und die ganze Stadt war verkleidet. Wir aus dem Hostel sind dann von Bar zu Bar und haben mitgefeiert. Man wie einfach doch Europa ist, man darf alles und Madrid hat viele Bars und ist eigentlich wirklich schön. War echt cool dort. Romain war auch in der Stadt, bei nem Kumpel, ihn habe ich aber erst im Flugzeug gesehen. Er sagte "du siehst so aus wie ich mich fühle" und wir mussten lachen...


Viva Espana

So far... Ich kümmer mich jetzt mal um meine Projektarbeit. Das Thema lautet "Stand und Entwicklung der Windenergie in Marokko: Stromgestehungskosten- und Marktwirtschaflichkeitsanalyse" Hört sich natürlich viel krasser an als es ist. Macht aber Spaß und ist interessant und ich lerne sogar noch was dabei.


Windpark in Nordmarokko - Simulation

Allée, bis zum nächsten Mal
B'slemma

Mittwoch, 11. Februar 2009

Das Leben II: gesellschaftliches

Hallo liebe Leser!

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich mich sehr freue, dass immer noch einige den Blog lesen. Jetzt ist wieder ne Woche rum und ich denke ich müsste mal wieder was schreiben. Aber was? Nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe, im Gegenteil, und das ist ja das Problem, ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Tja... es wäre schön etwas Feedback dazu zu erhalten, ich möchte euch ja schließlich auch unterhalten!

Heute will ich euch mal ein kleinen Einblick in die Gesellschaft geben. Es wird etwas zusammenhangslos... also haltet eure Gedanken beisammen und taucht mit mir ein in das Leben!

Parallelgesellschaften im Yacoud An Katharinas Geburtstag sind wir ins "Yacoud" gegangen. Ist ein chilliger Laden mit ner super coolen afrikanischen Band, wo oft und gerne getanzt wird, und zwar zu Bob Marley oder afrikanischen Rythmen. Da sind auch viele Schwarzafrikaner, die auf ihrem Weg nach Europa in Marokko hängenbleiben. Sie saufen ordentlich und tanzen dann mit ihren Mädels wie in Rio (wo ich noch nie war aber so stell ich mir das vor). Eng und heftig.

Am nächsten Tag haben wir nen Ausflug gemacht zu nem Stausee auf dem Land, etwas weiter weg. Marokko geht grad echt unter in den Fluten die hier so runterkommen, ich weiß nicht ob man in Deutschland was davon mitbekommt, aber das regnet echt heftig in letzter Zeit. Naja und wir mussten quer durch den Matsch watscheln um ans Ufer von diesem See zu kommen. Ab und zu begegneten wir den Menschen vom Land, die mit ihren Eseln Feuerholz oder die Schafe nach Hause brachten. Ein freundliches Salamaleikum aus dem Mund einer gutgelaunten Gruppe Europäer war für viele doch ein Grund zum Stirnrunzeln, während wir uns fragten wieviel Kilo so ein Esel tragen kann. Gegenseitiges Begutachten. Nettes Lächeln. Blicke. Wie rauh das Leben auf dem Land ist. Und wie freundlich doch alle sind.

Auf dem Rückweg kamen wir wie so oft in ne Polizeikontrolle, nur dass wir diesmal anhalten mussten. Die Tatsache, dass wir zu viert auf dem Rücksitz waren, hat garnicht gestört (das machen viele so, vom Verkehr hab ich ja letztes Mal schon berichtet...). Wohl aber, dass ich meinen Ausweis nicht dabei hatte. Naja meine Krankenkassenkarte hats dann auch getan. In der Zelle einer Polizeistation mitten in der Pampa zu übernachten zählt wohl eher zu der Kategorie "Erfahrungen die man nicht unbedingt machen muss". Puh Glück gehabt, und ich musste ihn auch garnicht bestechen (wäre aber wohl auch gegangen, schließlich verdienen die nix wie ich schon mal berichtet habe als mein Fahrrad ... ähhh ... verlegt worden war).

Obama und König Mohammed VI Katharina hat zu ihrem Geburtstag von mir ein Bild vom König bekommen, das gehört in jedes Haus und in jedes Geschäft und hängt jetzt auch bei uns. Neben dem Poster von Obama. Der König ist übrigens Mohammed der VI. Er ist reich und hat Macht. Und er geht gerne jagen und Jetski fahren. Und alle seine Kumpels und Verwandten führen ein Leben in Saus und Braus. Und seine Frau hat rote Haare und kommt aus einer bürgerlichen Familie. Und man darf eigentlich garnicht soviel über ihn reden - er ist nämlich irgendwie heilig oder so oder zumindest einer der direkten Nachfahren des Propheten Mohammed. Ob das stimmt weiß ich nicht aber da der Geheimdienst ja vielleicht auch diesen Blog liest bezweifel ich das lieber nicht und rede von was anderem. Zum Beispiel (wenn wir grad bei ihm sind) von Obama. Mein Fitnesstrainer sieht so aus wie er. Jaahaa, Fitness mache ich hier, in nem "Fitnesscenter"! Das ist auch lustig mit den Marokkanern Sport zu machen. Die nehmen das alles irgendwie nicht so ernst (wie vieles andere auch). Vielleicht ein Grund warum Marokko keine gute equipe national hat, eine Nationalmannschaft. Puh... jetzt muss ich aber wirklich aufpassen...

zwischen Moderne und Tradition Ja also dann war da noch der Geburtstag von Anja, den sie in ihrer WG gefeiert hat. Da waren ganz vielen Marokkaner von der amerikanischen Uni in Ifrane an der sie studiert hat. Angeblich geht da immer einiges. Da ist von Drogen und Sex die Rede. Eieiei der westliche Einfluss... ohjee! Das ist aber auch alles echt komisch, denn hier gibt es noch mehr Parallelgesellschaften als bei uns: Fatima mit dem Kopftuch, die mit 20 verheiratet wird, M'hammed, der mit dem dicken Benz durchs schöne Agdal fährt und nen Haufen Kohle hat, Mustafa, der Taxifahrer, der am Rande der Stadt in einer Wellblechsiedlung wohnt, die demnächst dem Golfplatz für die Saudis weichen muss. Chafie, der Surfer, der amerikanische Mädels abschleppt weil die leichter zu haben sind, außer Aisha, die für ihre Familie etwas dazu verdient indem sie sich für Geschenke ausführen lässt... Man kann überhaupt nicht sagen: "die Marokkaner, die sind so und so". Nee, das kommt so krass darauf an aus welcher Schicht sie kommen und auch wie gläubig sie sind. Es gibt eine breite Mittelschicht, die wenig verdient und über die Runden kommen. Aber dann gibt es noch 1000de Nischen, den Funktionär, den Bauarbeiter, den Flaschensammler, den Beamten... den Berber, den Araber, den Afrikaner...

Wenn man Alkohol kaufen will sieht man auch wie weit die Klammer zwischen der Öffentlichkeit und dem Leben im Geheimen auseinander klafft. Man muss in einen extra Bereich wo bis 19 Uhr die Hölle los ist. Wirklich, die Leute kloppen sich fast um den Suff. Ich denke dann immer "ich habe wenigstens eine Legitimation hier zu sein, denn ich glaube nicht an Allah", und schaue verwundert zu wie die Gläubigen das Zeug in schwarze Tüten packen und sich vom Platze stehlen, als wäre es nur Wasser. Ob sie wohl ein schlechtes Gewissen haben?

Demonstration vor dem Parlament Naja das ist schon alles sehr verwunderlich. Ich habe das Gefühl in einer Gesellschaft voller hierarchischer Strukturen zu leben, mit tausenden unausgesprochenen Problemen und ungeschriebenen Gesetzen. Während bei uns alle in der gleichen Schlange stehen, kommen hier die Funktionäre schneller dran als der Straßenfeger. Selbst bei uns in der Kantine bekommen wir schneller Essen wenn unser ( hoch angesehener) Chef dabei ist.

Apropos ich habe Hunger... beim nächstn Mal gibts mehr!