Dienstag, 2. Juni 2009

der letzte Eintrag

Dieser Eintrag wird wohl möglich etwas länger werden, denn ich bin wieder in Deutschland und habe Ewigkeiten nichts geschrieben. Ewigkeiten, in denen ich vieles erlebt habe, viele Emotionen durchlebt habe, wahrscheinlich sogar die intensivsten meines Lebens. Marokko bedeutet für mich eine Zeit voller Gefühle und Erlebnisse und es ist gar nicht so einfach wieder in Deutschland zu sein mit dem Wissen, das diese Zeit Vergangenheit bedeutet. Es war eines der Höhepunkte meines Lebens. Und ich glaube ich bin noch nicht fertig mit diesem Land.

Nun aber die Kurzfassung der letzten Wochen:

In den letzten Wochen wurde viel Abschied gefeiert. Anja, meine Homieschwester aus Berlin hat sich verabschiedet und ist zurückgegangen. Auch Judith meine Seelenschwester aus dem Schwabenländle ist gegangen. Wir haben beides mit fetten Parties auf der Terrasse gefeiert. Die Feuertänzer aus der Stadt waren da, es gab Cocktails,Bier und Rindswurst und alle Leute waren da und haben bis in die Morgenstunden mitgefeiert.
Feuer und Grillen auf der Terrasse, Tanzen im Yacoud

Danach wurde es etwas ruhiger und auch mein Praktikumsvertrag war nun vorbei. Zeit um der letzten Etappe des Landes ins Auge zu sehen: die Besteigung des Jebel Toubkal.

Der höchste Gipfel Nordafrikas ist 4167 m hoch und angeblich leicht zu besteigen. Wir fingen auf 1700m Höhe an, in einem kleinen Bergdorf, wo wir unsere Ausrüstung (Wanderstiefel und Steigeisen) mieteten. Nach 5 Stunden und 15 km strammen Bergmarsches kamen wir auf der Hütte auf 3200m an, wo wir übernachten wollten. Es dunkelte bereits und da wir die Schneegrenze erreicht hatten trugen wir schon seit einigen Kilometern unsere Jacken. Mir schmerzten die Beine und ich war nicht mehr so sicher, ob ich die letzten 1000m Höhenunterschied schaffen wurde. Am nächsten morgen nahm ich eine Ration Schmerztabletten mit und Pete musste sich seinen rechten Fuß in eine Plastiktüte wickeln, da der Schuh durch die 15km Wanderung durchgelaufen war. Mit den Steigeisen an den Füßen ging es dann um 8 Uhr steil bergauf durch den Schnee. Ich hatte große Probleme mit Ihnen, sie waren falsch eingestellt und wir mussten alle 10 Minuten anhalten um sie neu zu fixen. Das kostete Zeit und Nerven, dazu kam dass sich die dünne Luft bemerkbar machte und man dizzy wurde. Die Schmerzen in meinem Bein wurden mit jedem Schritt größer und machten sie zu einem Kampf des Willens gegen den eigenen Körper. Ich dachte vorher immer "ich werde auf gar keinen Fall aufgeben", doch je länger wir brauchten, desto unsicherer war ich mir darin. Dann schlug das Wetter um und als wir den Bergkamm erreichten wehte uns ein eisiger Schneenebel ins Gesicht. Von der Spitze war noch nichts zu sehen. Uns kamen andere entgegen, die verzweifelt aufgegeben haben und den Rücktritt anbrachen. Als ich so dasaß, auf 4000m Höhe, in Schneenebel gehüllt, voller Schmerz, mit kaputter Ausrüstung, schwindelig und mit einem Blick auf einen Abgrund, der nur einen falschen Schritt entfernt auf mein Leben wartete... ja... da dachte ich wirklich ich pack es nicht, ich komm hier nicht mehr lebend runter. Aber es gab keinen Weg zurück, so knapp vor dem Ziel und ich stellte das Erreichen des Zieles über meine Angst. Die letzten 200 Meter Höhe schleppten wir uns durch den Sturm und endlich, endlich sahen wir das Gipfelkreuz. Voll wahnsinniger Freude liefen wir, uns beide stützend, die restlichen Meter und erreichten nach 4 Stunden völlig erschöpft den Gipfel. Wir befanden uns auf dem höchsten Punkt Marokkos, nein Nordafrikas, und das aus eigener Kraft. Und wir waren die Könige der Welt und brüllten unsere Freude und unseren Schmerz und unsere Angst und unsere Erleichterung in den Schneesturm. Der Weg hinunter war dann mehr wie ein Traum als wie Wirklichkeit. Ich legte mich teilweise in diese Schnerinnen, die da waren und rutschte mehrere 100 Meter auf dem Po hinab. Wir schliefen noch eine Nacht in der Hütte. Am dritten Tag ging es die 15km bergab. Pete's Schuhe lösten sich nun endgültig auf und wir kamen folgendermaßen im Dorf an: Pete, ein Fuß barfuß, der andere in der Plastiktüte, ich humpelnd neben ihm, verschwitzt, fertig mit der Welt. Wir wollten von dem Ausleiher unser Geld zurück, da die Ausrüstung völlige Scheiße war und uns nicht nur unseren Verstand geraubt hat sondern auch nicht zu gebrauchen gewesen ist. Der sah das aber völlig anders, meinte wir wären "falsch" gelaufen (wie geht das?!) und wir sollten ihm neue Schuhe zahlen. Es entstand eine heftige Diskussion. Schlussendlich konnte ich ihn mit den Worten "Bismillah" (im Namen Gottes) davon überzeugen an seine Rechtschaffenheit zu denken und wir konnten endlich zurück ins warme Marrakech, wo ein McDonalds, 40° und der Zug nach Rabat auf uns warteten.




Der harte Weg zum Gipfel

Die letzten Tage verbrachten wir dann noch häufiger bei Dieter, unserem Chef, in seinem Haus am Strand, wo wir schwammen, uns den Sonnenuntergang mit einem Glas Wein anschauten und leckere Abendessen aßen. Endlich kam ich auch nochmal dazu erfolgreich eine der vielen coolen Wassersportarten auszuprobieren: Bodyboarden. Is was für Anfänger wie mich ( obwohl in mir ja ein heimlicher Surfer steckt!). Meine Jungs aus der Feuerszene in Rabat hatten noch eine gr0ßartige Show in der Villa des Arts, der wir gemeinsam beiwohnten. Die letzten drei Abende waren wir ordentlich feiern, in unserem Reggaeschuppen, in unserem Afrika Schuppen, und zuguter Letzt auf unserer Terrasse. Alle waren dabei und obwohl alle arbeiten mussten ging keiner nach Hause. Es war einer der coolsten Abende in Rabat, vereint mit den besten Freunden auf der Terrasse, betrunken und glücklich! Alle sagten mir wie sehr sie mich vermissen würden. Und auch ich merkte, dass der Abschied schwerer würde als ich in dem Moment dachte.

Robbin als Surfer - Abschiedsabende

Mein Flug ging von Fes, wo ich am nächsten morgen total verkatert hinfuhr. Natürlich habe ich fast meinen Zug verpasst und auf den Bus in Fes musste ich Ewigkeiten warten. Ich liebe Marokko! So sehr, dass ich im Flugzeug tatsächlich für eine Sekunde die Fassung verlor und mir eine Träne über die Wange kullerte.

Zurück in Frankfurt erwartete mich das kalte graue Deutschland mit all seinen Normen und Alltagsregeln, mit den Menschen ohne Freundlichkeit und Mitgefühl, da wo das Geld herrscht und nicht die Liebe, so wie ich es von früher kannte und so wie ich es vorher nie gesehen habe.
Erst eine Woche später, als ich vor dem Auto der Mfg nach Berlin stand fasste ich wieder neuen Mut. Jetzt sitze ich hier und bin voll im berliner Leben drin, meine WG steht noch und es lässt sich auch hier Spaß haben wie eh und je. Doch etwas hat sich verändert in mir. Der Marokkovirus lebt in mir weiter... Ich fahre nächste Woche zurück und besuche meine alte Clique. Doch die Menschen aus Marokko werden mir fehlen: die Menschen, denen ich die abwechslungsreichste Zeit meines Lebens zu verdanken habe. Aber ich habe sie tief tief in meinem Herzen und diese Zeit wird ewig in meinen Gedanken und Gefühlen weiterleben.

Ich danke allen Menschen für die unglaubliche Zeit! Und ich danke allen, die diesen Blog aufmerksam verfolgt haben.

Das wars...

Robbin

Freitag, 17. April 2009

Wüsten und Schluchten

Hier die heißesten Infos über die schönsten Plätze Marokkos:

Oulmès, Mittlerer Atlas

Oulmès kennt jeder in Marokko. So heißt nämlich das bekannte Mineralwasser aus der Lalla Haya Quelle, und die liegt, ihr ahnt es schon, in Oulmés, in den Hügeln des mittleren Atlas. Die heißen Thermalquellen liegen in einer Schlucht, direkt am Fluss Bouregreg, der in Rabat in den Atlantik mündet. Hier ist er noch klar und frisch und windet sich seinen Weg durch die mit Olivenbäumen und Wildblumenwiesen überdeckten Hänge der Berge. In den heißen Gewässern der Quelle kann man, nachdem man den wunderschönen Abstieg in die Schlucht geschafft hat, ein Bad nehmen, und das ganz kostenlos und naturbelassen. Man hat ein paar Bassins aufgestellt, durch die das heiße Wasser läuft, bevor es in den Fluß fließt. Ich habe keine Ahnung warum mitten aus dem Berg heißes Wasser kommt, aber so ist es und es ist wunderbar. Geschlafen haben wir in dem einzigen Hotel vor Ort, einem Komplex der Franzosen aus den 30er Jahren. Man könnte meinen man höre den Geist Charle de Gaulle's durch die Flure schlurfen. Es ist total romantisch, in diesem Hotel zu schlafen und zu den Quellen zu wandern. Man läuft etwa eine Stunde um vom Plateau aus bis in in die Sclucht hinab. Wunderschön und sehr empfehlenswert!







Oulmès, mittlerer Atlas

Erg Chebbi Dünen, Merzouga

Wer mal so ein richtiges Sahara-Erlebnis machen will, der muss hinter den Atlas fahren, da wo das Klima trocken ist und die Wüste anfängt. Der Atlas und die angrenzende Wüste waren mal ein Meer, und er gibt überall Fossilien zu kaufen, oder zu finden. Es ist unglaublich sich vorzustellen, dass vor Millionen von Jahren mal Ammoniten und was-weiß-ich-was hier rumschwammen, während man jetzt ihre versteinerten Hüllen im trocknen Sand finden kann. Die Dünen von Erg Chebbi sind gigantisch, schon von weitem schimmern die 200 m hohen roten Sandberge am Horizont. So eine Düne hochzulaufen kann schon ne Stunde dauern, denn der Sand rutscht ja immer wieder nach unten. Aber es lohnt sich, oben angekommen erwartet einen eine fantastische Aussicht auf das unendliche Sandmeer und die sanften Hügel der Dünen. Unterwegs begegnet man immer wieder einzelnen Kamelen, die die raren Pflanzen abgrasen, und darauf warten, dass man sich darauf setzt und in die Wüste zu den Oasen reitet. Dort angekommen isst man eine Tajine, die von den Kamelführern frisch zubereitet wird und wartet auf einer Düne auf den Sonnenuntergang. Alles verfärbt sich in die unterschiedlichsten rot, orange, gelb und violett Töne und über dem Sand flimmert die untergehende Sonne. Dann wird es dunkel und die nacht kehrt ein, eine Nacht von unglaublicher Tiefe und Stille. Die Sternendecke breitet sich über einem aus und ab und zu sieht man eine Sternschnuppe die Stille durchstreifen. Wenn man so doof ist wie wir, verpasst man allerdings rechtzeitig einen Führer zu bestellen und kuckt sich das ganze vom Rand der Wüste an (ist auch nett). Oder man bleibt mit seinem Auto in einer Sanddüne hängen und schippt es zwei Stunden frei (war nicht so lustig). Dafür haben wir noch ein Festival mitgenommen, das in den Dünen stattfand; wir kamen sogar umsont rein weil der Typ, der uns beim Auto freischippen geholfen hat, den Türsteher kannte.

Die unendlichen Weiten der Wüste

Schluchten des Hohen Atlas

Wer sich den Flug nach Amerika sparen will, um den Grand Canyon zu sehen, der fährt nach Marokko in die Schluchten des hohen Atlas. Die Wasserläufe haben sich tief in die bis zu 4000 Meter hohen Berge gefressen und am Grund der öden, trockenen Berge erwartet einen ein Tal mit Palmenhainen und Wasserläufen. Es ist unglaublich, was so ein bisschen Wasser mit der sonst so braunen Landschaft machen kann. Kein Wunder, dass sich hier schon früh Menschen ansiedelten und aus den Lehmmassen Burgen formten, deren Überreste man heute noch bestaunen kann. An den mal steileren, mal flachereren Berghängen reihen sich die kleinen Bergdörfer und Kasbahs, versorgt von den grünen Terrassierungen im Tal. Manchmal sind die Hänge jedoch so steil und hoch, dass es keiner wagt sein Haus an diese imposante Szenerie zu bauen. Es ist ein unglaublichen Naturschauspiel, was man hier geboten bekommt. Ein idealer Ort zum Trekken und verweilen.


Die Schluchten des Dades

Bei all seinen Ausflügen sollte man darauf achten, dass nicht grade Streik ist und sämtliche LKW Fahrer streiken (auch die mit dem Benzin!). Sonst kann es einem passieren, das die Tankstellen leer sind und man riesiges Glück haben muss, jemanden zu finden, der einem was aus seinem Fass abzwackt. Das Gute ist, dass auch keine Busse fuhren, weshalb wir die Bekanntschaft netter Menschen gemacht haben, die in den Städten am Rande Marokkos gestrandet sind und die wir mitgenommen haben.

Montag, 30. März 2009

oh marokko...

Also: Marokko ist definit eines der schönsten Länder unserer Erde. Viele Leute denken bei Marokko an den Islam, an Armut und an fremde (=angstmachende) Kultur . Aber Marokko ist der Hammer, die Natur ist soooo abwechslungsreich und die Menschen so interessant!

Zur Natur: Ich dachte immer Afrika ist braun, aber Marokko ist die grüne Insel im Nordwesten.
Es gibt die schönsten Strände, kilometerlang, naturbelassen, mit Klippen oder mit Dünen, wie man es gerne mag. Die Fischer holen die Fische direkt aus dem wilden Meer und bereiten ein Barbecue direkt am Strand vor deinen Augen.
Es gibt den mittleren Atlas, mit seinen Zeder- und Eukalyptuswäldern, mit den 1000 Quellen und Wasserfällen, mit den Affen und den Berberdörfern am Berghang. Eine Welt in allen vorstellbaren Grüntönen.
Es gibt den Hohen Atlas mit den höchsten Gipfeln Afrikas, Schneebedeckte Berge mit atemberaubenden Schluchten. Man leiht sich nen Esel der einem das Gepäck trägt und wandert über Bergpässe und an Flussläufen entlang. (An Tom: die Preise pro Tag liegen so bei 5 Euro für den Esel und nochmal soviel für einen Führer)
Es gibt den Antiatlas mit seinen hügeligen Argan- und Olivenhainen, überall am Straßenrand kann man frisch gepresstes Öl oder auch leckeren Honig kaufen.
Es gibt die Wüste, endlose Dünen in denen man in Beduinenzelten übernachtet und sich den atemberaubenden und unendlich weiten Sternenhimmel anschaut.
Es gibt schöne Städte, wer aber nach Marrakech und Fès fährt wird vielleicht enttäuscht sein, denn die orientalische Lebensart mischt sich mit dem Touristenstrom und obwohl die Städte hübsch sind ist es Stress und nicht das, was Marokko ausmacht.

Die Menschen: Ich mag auch die Menschen. Mit ein paar Floskeln arabisch (da reicht schon "Guten Tag, wie gehts? Gut, Gottseidank!" und vor allem einem netten Lächeln ist man ein Freund. Lässt man seine Angst fallen wird einem die Herzlichkeit der Menschen entgegenwehen (nur auf nicht-touristische Gegenden anwendbar ;-). Die Araber sind von natur aus sicher genauso argwöhnisch wie wir, aber wenn man damit umzugehen weiß kommt man mit allen zurecht, und es macht Spaß ihnen zu zeigen, dass nicht alle Europäer kaltherzige Geldbeutel sind, genauso wie es Spaß macht zu sehen, dass die Menschen nicht böse und grimmig sind sondern einfach viel Wert auf bestimmte Rituale legen, die uns fremd sind. Beherrscht man sie, ist einem ein Lächeln gewiss.

Vorletztes Wochenende war ich mit Anja und Andreas in Essaouira, ein windiger Ort am Meer mit Festung und vielen Surfern. Es ist ein alter Hippie-Ort, Jimmy Hendrix war da mal und viele Künstler haben sich dort niedergelassen. Wenn man länger bleibt kann man sehr schön entspannen, wir sind allerdings weiter Richtung Süden nach Agadir, eine Hochburg der deutschen Touristen. Ja sogar die Kellner sprechen deutsch...



Küstenstadt Essaouira

Letztes Wochenende waren wir in Oualidia, einem Geheimtipp in Sachen Strand! Genau wie ich es schon beschrieben habe und noch mehr: eine blaue Lagune, umgeben von hügeligen Dünen und den Felsen im Meer, die die Wellen brechen und einen idealen Badeort daraus machen. Einen km weiter dann die langen, menschenlosen Strände mit Entspannungsgaratie, das Meeresrauschen, der Wind, Ruhe und Frieden. Der Fischerort, mit allen Sorten Fisch und Meeresfrüchten. Man sucht sich die noch lebenden Stücke aus und wird anschließend verwöhnt mit einem Mahl und einer Auswahl, die einen in Deutschland ein Vermögen kosten würden. Wir haben uns ne kleine Villa direkt hinter den Dünen gemietet (50 Euro pro Nacht zu sechst) und sind abwechselnd schlemmen, schwimmen und chillen gegangen. Das war herrlich! Im Sommer möglicherweise von Caravan-fahrenden Franzosen belagert, aber in der Nebensaison einer der schönsten Plätze Marokkos zum entspannen.


Ein Traum von Meer - Oualidia

Dieses Wochenende hab ich mir zum ersten Mal selbst ein Auto gemietet (25 Euro pro Tag) und mich auf nen Roadtrip begeben. Hab Judith nach Ceuta, der spanischen Enklave begleitet, um ihr Visa aufzufrischen. Ceuta ist eine europäische blinkende und glitzernde Perle im Mittelmeer, abgeschottet von Marokko durch Grenzzaun und Sicherheitsdraht. Alles ist schön und man kann alles kaufen. Nur die Menschen scheinen etwas Angst zu haben vor den "Marokkanern, die klauen doch immer und sind doch alle Terroristen". Die armen, gefangen in ihrem Palast... Naja nichtsdestotrotz haben wir die europäische Abendkultur sehr genossen und es uns gut gehen lassen. Am nächsten Tag sind wir zurück nach Marokko, am ältesten Windpark vorbei, auf dem Bergkamm einer 400 Meter hohen Hügelkette! Der Wind pfeift da durchgehend mit durchschnittlich 40 km/h! Man glaubt man wird weggeweht und fragt sich wie die Anlagen das aushalten. Von dort ging es weiter ins Rifgebirge nach Chefchaouen. Auf dem Weg fährt man ein Flussbett entlang, immer tiefer ins Gebirge hinein, umgeben von immer höher werdenden Gipfeln. Der Ort schmiegt sich an einen Berghang und ist super entspannt. Die Gassen sind eng an die Häuder blau-weiß, im Hintergrund die schöne Szenerie der Berggipfel. Es gibt tolle billige Riads mit Natursteinduschen und Dachterassen mit Couchen zum entspannen. Viele junge Spanier waren dort, angeblich wegen der Nähe zu den Hanfanbaugebieten in der Nähe, aber davon haben wir nichts mitbekommen.









On the Road - Ceuta und Chefchaouen


Zurück in Rabat warten wir schon alle auf den richtigen Sommer. Nächsten Monat fängt hier die Festival Saison an , weshalb ich meinen Aufenthalt wohl noch etwas verlängern werde. Nach Rabat kommen Cheb Khaled (Aisha, aisha, écoute-moi!), der hier ein absoluter Superstar ist und den ich unbedingt sehen will. Außerdem Stevie Wonder, Kylie Minogue, Darga (Seeed Marokkos) und viele andere bekannte nationale und internationale Stars.

Nächstes Wochenende wollen wir nach Oulmès, ein Ort im mittleren Atlas, der für seine Thermalquellen und Schluchten bekannt ist und inmitten schöner Natur liegt. Wandern und in den Quellen baden... Mhmmmmm.

Donnerstag, 19. März 2009

arabisch...

Hey!

Ich mal wieder. Ich kann arabisch lesen! Voll cool, mir fehlen noch 5 buchstaben oder so. Dabei hat mich das anfangs garnicht interessiert. Das kam dann aber mehr oder weniger von selbst, wenn du merkst, dass die Buchstaben sich wiederholen, nur in anderen Reihenfolgen. Und irgendwann stand ich am Zeitungsstand und schaute auf die Headlines und aus meinem Mund kam so was wie "Schrbsans" oder "Alukrbns". Sorry ich weiß auch nicht was das heißt aber zum Beispiel kann ich "Nikutin" auf der Kippenpackung entziffern, oder wenn im Fernsehen Fußball läuft kann ich meistens erraten wer spielt. Oder Firmennamen. Ok, wirklich hilfreich ist das jetzt nicht im täglichen Leben, aber irgendwie cool, wie so ne Geheimsprache!
Sprechen kann ich leider noch nicht, also nicht flüssig. Ich kann so die die wichtigsten Standardfloskeln wie "Guten Tag wie gehts? Gut? Gott Sei Dank! Zwei Kilo Linsen bitte! Wenig! Das reicht! Ah, kein Problem. Danke, Bruder. Ciao!" Oder "Gibt es Wasser? Es gibt kein Wasser? Oh nicht gut. Ich hätte gerne zwei davon. Was kostet das?" Blabla und so weiter der alltägliche alltagsquatsch halt.
Oh ich muss anmerken, ich kann eigentlich nur Darija, das ist der marokkanische Arabisch Akzent. Hocharabisch gibt es im Radio aber auf der Straße gibts Darija. Das ist wie Schwizzerdeutsch und Hochdeutsch in der Schweiz. Glaub ich. Und als ich letztes Wochenende in Agadir war, das ist im Süden, da sprechen die Leute eher so Berberzeug.Und da kam ich mit meinem rechts und links im Taxi nicht weit! Hmmja aber schön ist es da unten. Vieeeele Surfer und noch mehr Surfer und Surfer. So coole, mit Sonnenbrille und Brett unter dem Arm und vor dem Kopf. Meistens Amis. Schade. Naja jedem das seine. Schön war es trotzdem.
So, für heute "safi"! (Genug)
B'slamma
Robbin

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Freitag, 13. März 2009

der sommer kommt

Samstag, 7. März 2009

zeit vergeht...

Hallo Leute, wie immer ist schon wieder viel Zeit vergangen und es ist viel passiert. Und bevor sich alles in einen grauen Schleier hüllt erzähl ich euch mal schenll was so los war.

Nachdem ich aus Madrid zurück kam war unser Chef und meine Mitbewohnerin immer noch in Deutschland auf einer Konferenz. Es war relativ gutes Wetter und ich hab viel mit Judith gechillt. War ne sehr relaxte Woche und wir haben das Leben hier in Marokko ganz gut genossen.

mit Judith am Meer

Herr Sick, einer unserer Profs aus Berlin, war hier und hat einen Workshop gegeben. Es ging um ein Programm, mit dem man Gebäude energetisch simulieren kann. Das heißt man kann schauen ob die Wärmedämmung was bringt oder wie groß eine Solaranlage sein müsste um nicht unter 15° zu kommen. Das ganze hatte einen praktischen Sinn, denn es gibt hier eine Schule auf dem Land im Atlas, die im Winter so kalt wird, dass die Kinder nicht zur Schule gehen. Denn es gibt weder Heizung noch isolierte Wände. Und im Gebirge wird es auch richtig kalt im Winter. Und wer will schon bei 0° lernen?

Nachdem Dieter wieder da war sind wir also zur Schule gefahrenum uns das ganze mal in echt anzuschauen. Die ganz Gegend ist ziemlich abgelegen und teilweise müssen die Kinder mehrere Kilometer laufen um dorthin zu gelangen. Ganz verstreut findet man hier und da ein Häuschen aus Lehm oder Backstein, mit einem kleinen Solarmodul auf dem Dach um sich wenigstens tagsüber mit Strom zu versorgen. Die ländliche Elektrifizierung ist hier übrigens in den letzten Jahren stark erweitert worden, nachdem der staatliche Energieversorger Solarmudule verteilt hat. Die Quote der Menschen mit Strom wuchs von 18% in 1995 auf 90%.

Häuser im Atlas mit Solarmodulen

Da schönes Wetter war waren die Kinder in der Schule und als wir ankamen war grade Pause. Heiiiii war das ein Aufruhr, passiert ja nicht alle Tage, das sich ein paar Europäer dorthin verirren. Während wir also das Haus vermaßen versammelte sich eine Schaar Kinder und begutachtete uns. Dann mussten sie aber ins Gebäude. Es gibt drei Klassen dort. Ich war natürlich neugierig und ging in eine Klasse in der der Lehrer noch nicht da war. Ich spürte meine Lehrerader hochkommen und nachdem ich meinen Namen auf arabisch an die Tafel geschrieben habe riefen alle ganz laut "RUBIN" und freuten sich genauso wie ich. Och Kinder sind ja so einfach zufrieden zu stellen! Dann kam der Lehrer und es gab eine Stunde arabische Poeme.


In der Schule

Wieder zurück beschäftigt sich jetzt unser neuer Praktikant Pete (ebenfalls FHTW - RESY)
mit den augenommenen Daten und simuliert mal die beste Lösung, damit die Kinder auch Winter was lernen können.

Wir haben übrigens noch einen Geocache in der Nähe gemacht, mussten auf einen Berg hochkraxeln und unter einem Fels lag das Versteck. Hatten eine supercoole Aussicht auf das Tal, den See und das Gebirge. Bilder folgen.

Heute fahre ich nach Essaouira in den Süden, wir haben fünf Tage frei wegen dem Propheten-Fest. Soll ein kleines pittoreskes Fischerdorf sein - mal schauen.

So, bis ganz bald!
Robbin

Montag, 23. Februar 2009

Geburtstag

Hallo, da bin ich wieder! Vielen Dank für all die lieben Gesburtstagsglückwünsche! Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele an mich denken, auch wenn ich so weit weg bin. Bevor ich aber von meinem Geburtstag berichte muss ich jetzt mal die Gelegenheit nutzen und die Leute vorstellen, mit denen ich am meisten zu tun habe:

Aaalso zuerstmal hab ich ja garnicht erwähnt dass wir ne neue Praktikantin haben, womit die Schwaben jetzt eindeutig die Mehrheit im Büro stellen. Aber bis auf den kleinen Sprachfehler (Sorry Judith!) ist sie total lieb und auch ein wenig verrückt.
Ja von Katharina hab ich ja sicher schon das ein oder andere Mal erzählt. Sie ist meine Mitbewohnerin und schafft es mich auszuhalten was sicher nicht ganz einfach ist weil ich soviel rumblödel und wenn ich nicht ich wäre würde ich mir ganz schön auf die Nerven gehen.
Dann gibt es da noch eine andere Praktikantin, Anja, sie arbeitet im Wasserministerium gegenüber und kommt aus Berlin. Und so gut es mir hier auch geht (es geht mir wirklich verdammt gut hier) - ich vermisse die eine oder andere Sache aus Berlin schon... (zum Beispiel Spätis und Kickern und Schweinefleisch und Drehtabak) Naja wir trösten uns dann immer gegenseitig.
Dann gibt es den Andreas. Er ist echt Hardcore, hat schon alle möglichen Sachen in der ganzen Welt gemacht, Sri Lanka, Schwarzafrika,... und entspannt jetzt grade in Marokko als Consultant. Er ist super nett und immer dabei wenn was geht. Es geht übrigens immer irgendwas. Puh anstrengend manchmal. Na jedenfalls hat er so ne coole Art was jeden Ausflug zum Spaßausflug macht.
Dann gibt es noch Romain, der für eine deutsche Firma auch als Consultant arbeitet. (Hab ich jetzt gelernt: Consultans arbeiten viel und verdienen noch viel mehr) Er spricht rudimentär deutsch ("Isch 'abe mein deutsch gut morgen") und bringt damit alle zum lachen. Aber zum Glück können wir alle ziemlich gut Französisch! Naja fast alle! ;-) Krch ch ch! Ohne scheiß ich spreche mehr Englisch mit ihm als Französisch, das nervt mich! Aber ich mach ja jetzt nen Kurs., dann muss er auch nicht ne Minute warten bis ich meinen Satz mühevoll zu Ende gebracht habe.
Damit ist die kleine Familie komplett. So. Und wenn ich von "wir" spreche, ist das meist eine Crew aus den genannten fünf. Hier mal ein paar Bilder von uns:








Judith, Andreas, Katharina, Anja

Romain, Am Meer

So, und jetzt dazu wie wir gefeiert haben. Naja, erst waren wir bei uns zu Hause und haben angestoßen. Ich habe so lustige typisch marokkanische Ascessoirs geschenkt bekommen. Dann waren wir mal wieder im Yacoud. Die Band is echt so cool! Ham wa jetanzt wie es sich jehört!
Am nächsten Tag haben wir den ersten Geocache Rabats gemacht. Für alle, die es nicht kennen: is ne Art Schnitzeljagd mit nem GPS Gerät. Man läuft von Station zu Station, löst Rätsel und erhält damit die Koordinaten für die nächste Station. Unser Geocache führt durch die Medina (Altstadt und Basar) in die Oudaya (Festung), dann am Pier entlang zum Tour Hassan und dann zur Chellah, dem schönsten Platz Rabats. In einer alten Mauer haben wir eine Box versteckt, worin ein Logbuch liegt. Bin mal gespannt wann der erste den Cache lösen wird... Wer ihn mal sehen will schaue hier:
http://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?guid=490a5786-55c8-47a1-b0ce-96d313c5e1dc
Das hat super Spaß gemacht durch die Stadt zu laufen und sich die Rätsel zu überlegen.



Geburtstags- und Geocachegeschenke


Dieses Wochenende war ich in Marrakech und in Madrid. Auf dem Weg nach Marrakech sind wir an Wiesen vorbeigekommen, die bis zum Horizont mit Blüten bedeckt waren. Langsam wird es hier Frühling... ohh was freue ich mich wenn das Praktikum vorbei ist und ich endlich in den Atlas und die Wüste reisen kann... Voll schön auf jeden Fall.
Marrakech ist auch wunderschön, die "rote Stadt". Deshalb gibt es viele Touristen, weshalb es viele Nepper, Schlepper und Bauernfänger gibt, was manchmal etwas nervt. Aber wir kennen uns ja aus und mit einem "la, choukran khouja!" ("Nein danke Bruder") haben wir dann auch unsere Ruhe. Abends war ich mit Judith und Khadija tanzen, zu libanesischer und marokkanischer Musik. Am nächsten morgen ging dann mein Flug nach Madrid. Ich musste wegen dem Visum das Land verlassen und hab die Gelegenheit genutzt mir Madrid anzuschauen. Zufällig war an dem Tag Karneval und die ganze Stadt war verkleidet. Wir aus dem Hostel sind dann von Bar zu Bar und haben mitgefeiert. Man wie einfach doch Europa ist, man darf alles und Madrid hat viele Bars und ist eigentlich wirklich schön. War echt cool dort. Romain war auch in der Stadt, bei nem Kumpel, ihn habe ich aber erst im Flugzeug gesehen. Er sagte "du siehst so aus wie ich mich fühle" und wir mussten lachen...


Viva Espana

So far... Ich kümmer mich jetzt mal um meine Projektarbeit. Das Thema lautet "Stand und Entwicklung der Windenergie in Marokko: Stromgestehungskosten- und Marktwirtschaflichkeitsanalyse" Hört sich natürlich viel krasser an als es ist. Macht aber Spaß und ist interessant und ich lerne sogar noch was dabei.


Windpark in Nordmarokko - Simulation

Allée, bis zum nächsten Mal
B'slemma

Mittwoch, 11. Februar 2009

Das Leben II: gesellschaftliches

Hallo liebe Leser!

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich mich sehr freue, dass immer noch einige den Blog lesen. Jetzt ist wieder ne Woche rum und ich denke ich müsste mal wieder was schreiben. Aber was? Nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe, im Gegenteil, und das ist ja das Problem, ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Tja... es wäre schön etwas Feedback dazu zu erhalten, ich möchte euch ja schließlich auch unterhalten!

Heute will ich euch mal ein kleinen Einblick in die Gesellschaft geben. Es wird etwas zusammenhangslos... also haltet eure Gedanken beisammen und taucht mit mir ein in das Leben!

Parallelgesellschaften im Yacoud An Katharinas Geburtstag sind wir ins "Yacoud" gegangen. Ist ein chilliger Laden mit ner super coolen afrikanischen Band, wo oft und gerne getanzt wird, und zwar zu Bob Marley oder afrikanischen Rythmen. Da sind auch viele Schwarzafrikaner, die auf ihrem Weg nach Europa in Marokko hängenbleiben. Sie saufen ordentlich und tanzen dann mit ihren Mädels wie in Rio (wo ich noch nie war aber so stell ich mir das vor). Eng und heftig.

Am nächsten Tag haben wir nen Ausflug gemacht zu nem Stausee auf dem Land, etwas weiter weg. Marokko geht grad echt unter in den Fluten die hier so runterkommen, ich weiß nicht ob man in Deutschland was davon mitbekommt, aber das regnet echt heftig in letzter Zeit. Naja und wir mussten quer durch den Matsch watscheln um ans Ufer von diesem See zu kommen. Ab und zu begegneten wir den Menschen vom Land, die mit ihren Eseln Feuerholz oder die Schafe nach Hause brachten. Ein freundliches Salamaleikum aus dem Mund einer gutgelaunten Gruppe Europäer war für viele doch ein Grund zum Stirnrunzeln, während wir uns fragten wieviel Kilo so ein Esel tragen kann. Gegenseitiges Begutachten. Nettes Lächeln. Blicke. Wie rauh das Leben auf dem Land ist. Und wie freundlich doch alle sind.

Auf dem Rückweg kamen wir wie so oft in ne Polizeikontrolle, nur dass wir diesmal anhalten mussten. Die Tatsache, dass wir zu viert auf dem Rücksitz waren, hat garnicht gestört (das machen viele so, vom Verkehr hab ich ja letztes Mal schon berichtet...). Wohl aber, dass ich meinen Ausweis nicht dabei hatte. Naja meine Krankenkassenkarte hats dann auch getan. In der Zelle einer Polizeistation mitten in der Pampa zu übernachten zählt wohl eher zu der Kategorie "Erfahrungen die man nicht unbedingt machen muss". Puh Glück gehabt, und ich musste ihn auch garnicht bestechen (wäre aber wohl auch gegangen, schließlich verdienen die nix wie ich schon mal berichtet habe als mein Fahrrad ... ähhh ... verlegt worden war).

Obama und König Mohammed VI Katharina hat zu ihrem Geburtstag von mir ein Bild vom König bekommen, das gehört in jedes Haus und in jedes Geschäft und hängt jetzt auch bei uns. Neben dem Poster von Obama. Der König ist übrigens Mohammed der VI. Er ist reich und hat Macht. Und er geht gerne jagen und Jetski fahren. Und alle seine Kumpels und Verwandten führen ein Leben in Saus und Braus. Und seine Frau hat rote Haare und kommt aus einer bürgerlichen Familie. Und man darf eigentlich garnicht soviel über ihn reden - er ist nämlich irgendwie heilig oder so oder zumindest einer der direkten Nachfahren des Propheten Mohammed. Ob das stimmt weiß ich nicht aber da der Geheimdienst ja vielleicht auch diesen Blog liest bezweifel ich das lieber nicht und rede von was anderem. Zum Beispiel (wenn wir grad bei ihm sind) von Obama. Mein Fitnesstrainer sieht so aus wie er. Jaahaa, Fitness mache ich hier, in nem "Fitnesscenter"! Das ist auch lustig mit den Marokkanern Sport zu machen. Die nehmen das alles irgendwie nicht so ernst (wie vieles andere auch). Vielleicht ein Grund warum Marokko keine gute equipe national hat, eine Nationalmannschaft. Puh... jetzt muss ich aber wirklich aufpassen...

zwischen Moderne und Tradition Ja also dann war da noch der Geburtstag von Anja, den sie in ihrer WG gefeiert hat. Da waren ganz vielen Marokkaner von der amerikanischen Uni in Ifrane an der sie studiert hat. Angeblich geht da immer einiges. Da ist von Drogen und Sex die Rede. Eieiei der westliche Einfluss... ohjee! Das ist aber auch alles echt komisch, denn hier gibt es noch mehr Parallelgesellschaften als bei uns: Fatima mit dem Kopftuch, die mit 20 verheiratet wird, M'hammed, der mit dem dicken Benz durchs schöne Agdal fährt und nen Haufen Kohle hat, Mustafa, der Taxifahrer, der am Rande der Stadt in einer Wellblechsiedlung wohnt, die demnächst dem Golfplatz für die Saudis weichen muss. Chafie, der Surfer, der amerikanische Mädels abschleppt weil die leichter zu haben sind, außer Aisha, die für ihre Familie etwas dazu verdient indem sie sich für Geschenke ausführen lässt... Man kann überhaupt nicht sagen: "die Marokkaner, die sind so und so". Nee, das kommt so krass darauf an aus welcher Schicht sie kommen und auch wie gläubig sie sind. Es gibt eine breite Mittelschicht, die wenig verdient und über die Runden kommen. Aber dann gibt es noch 1000de Nischen, den Funktionär, den Bauarbeiter, den Flaschensammler, den Beamten... den Berber, den Araber, den Afrikaner...

Wenn man Alkohol kaufen will sieht man auch wie weit die Klammer zwischen der Öffentlichkeit und dem Leben im Geheimen auseinander klafft. Man muss in einen extra Bereich wo bis 19 Uhr die Hölle los ist. Wirklich, die Leute kloppen sich fast um den Suff. Ich denke dann immer "ich habe wenigstens eine Legitimation hier zu sein, denn ich glaube nicht an Allah", und schaue verwundert zu wie die Gläubigen das Zeug in schwarze Tüten packen und sich vom Platze stehlen, als wäre es nur Wasser. Ob sie wohl ein schlechtes Gewissen haben?

Demonstration vor dem Parlament Naja das ist schon alles sehr verwunderlich. Ich habe das Gefühl in einer Gesellschaft voller hierarchischer Strukturen zu leben, mit tausenden unausgesprochenen Problemen und ungeschriebenen Gesetzen. Während bei uns alle in der gleichen Schlange stehen, kommen hier die Funktionäre schneller dran als der Straßenfeger. Selbst bei uns in der Kantine bekommen wir schneller Essen wenn unser ( hoch angesehener) Chef dabei ist.

Apropos ich habe Hunger... beim nächstn Mal gibts mehr!