Das Leben hier ist schön ganz schön bizarr. Man läuft durch die Straßen, fährt mit dem Auto oder steht einfach nur da und beobachtet. Und man sieht tausend Dinge bei denen man sich denkt:" Häh, warum machen die das denn so?!" Und man wundert sich. Manchmal liegt es auf der Hand, manchmal versteht man es einfach nicht. Das Leben hier ist anders, manchmal witzig, machmal schockierend. Die kleinen Unterschiede sagen so viel aus über die Gesellschaft. Davon möchte ich euch heute und die nächsten Male gerne näher berichten. Heute fange ich mal mit dem Verkehr an. Die nächsten Male gibt es insha'allah (so Gott will/hoffentlich/mal kucken) mehr aufschlussreiches über das menschliche Miteinander, die Religion, den König das Verhältnis zu Ausländern und so weiter. Und los gehts.
Etwas gesitteter geht es mit den Ampeln zu (vorausgesetzt es gibt welche). Meistens hält man sich an die Farbe, die grade angezeigt wird. Der, der ganz vorne steht fährt bei rot aber immer über die Ampel rüber bis er sie nicht mehr sehen kann und wartet, bis der, der hinter ihm steht sieht, dass es grün wird und hupt. Dann fährt er los (insha'allah).
Das Hupen ist übrigens eine der Lieblingsbeschäftigungen der Autofahrer. Hupen heißt nämlich auch einfach "Heh", "Achtung, ich komme", "du Arsch", "fahr endlich" und so weiter. Und das benutzen dann auch alle, sowohl der, der über rot fahren will als auch der, der die Gegenfahrbahn für seine halsbrecherischen Manöver ausnutzt, und sich ärgert, dass ihm da grade einer entgegenkommt oder auch einfach wahllos im Stau. Eigentlich ist das Ellbogenverhalten ja ganz toll, denn so muss man einfach immer aktiv und aufmerksam sein, und meine persönliche Theorie ist ja, das dadurch viel weniger Unfälle entstehen.
Wenn man im Taxi sitzt und sich mit dem Fahrer unterhält, dann kommt natürlich auch schon mal die Frage auf, wo man denn herkommt. "Ahhh! Allemagne..." heißt es dann, und was kommt einem da in den Sinn??? Genau - Fußball. Zweitliebste Antwort: VW und Mercedes. Auf dem dritten Platz landet immer Hitler, und dann muss ich immer erklären, dass der ja eigentlich garnicht so ein netter Mensch war und außerdem schon Tod ist. Nunja, soviel zum Thema "das Bild der Deutschen im Ausland".
Ist man mit dem eigenen Auto unterwegs, muss man natürlich auch etwas umsichtig sein. Was da aber ganz toll ist, ist das Parksystem. Parkuhren gibt es wenige, das geht hier viel besser. Das funktioniert so: an jeder Ecke sitzt ein Mann mit Warnweste und bewacht seinen Block. Kommt man nun mit seinem Autochen angefahren, springt er gleich von seinem Hocker auf und winkt kräftig mit den Armen. Dabei ruft er unverständliche Sätze und zeigt anschließend auf eine Parklücke. Freundlich, wie die Menschen nunmal hier sind, hilft er einem natürlich beim Einparken. Kommt man später wieder zurück, hilft er einem freundlich wieder heraus. Und weil er so nett auf das Auto aufgepasst hat, gibt man ihm ein paar Dirham. So verdienen sie sich etwas und die Stadt spart sich teure Parkuhren. Toll!
Wenn man aus der Stadt rausfährt gibt es ganz viele Polizeikontrollen. Keine Ahnung warum. Alle 20 Kilometer muss man anhalten und wird entweder durchgewunken oder muss anhalten. Letztens mussten wir anhalten. Wir waren zu sechst, vier hinten zwei vorne. Ich hatte echt Schiss das wir jetzt blechen müssen. Das war aber nicht das Problem. Hier gibt es sogar Taxis, die extra für sechs Leute sind. Jeder Platz wird genutzt! ...ach, wenn sie in anderen Bereichen doch auch so ökonomisch wären... naja jedenfalls hatte ich keinen Ausweis dabei, und der Polizist, in Hoffnung auf etwas Bakschisch, meinte ich müsse wohl über Nacht hier bleiben, bis das geklärt ist. Nein, in der Pampa bleiben wollte ich nicht. Also zog ich meinen letzten Joker: meine Krankenversicherungskarte, wo auf der Rückseite 12 europäische Sterne glänzen, und meinte ich arbeite im MINISTERIUM. Daraufhin schaute sich der Polizist die Sterne an und sagte gute Fahrt. Puh, nochmal Glück gehabt. Vorsorglich habe ich jetzt mal meinen Ausweis kopiert und in den Geldbeutel gesteckt...
Zu den Autos muss man sagen, grade in Rabat, was ja eine Botschafter-Stadt ist, gibt es unheimliche viele dicke Karren, fette BMW's und Audis und so weiter. Teilweise noch mit dem abgelaufenen deutschen Überführungskennzeichen. Da sitzen dann marokkanische Prolls dahinter und versuchen auf diese Weise Frauen zu beeindrucken. Sie haben es ja sonst nicht einfach... (dazu auch ein andermal mehr). Der Rest der Autos ist meistens relativ alt. Schon toll zu sehen, dass ein 20 Jahre alter Mercedes mit 400.000km auf dem Buckel hier noch seinen Dienst tut.
Nun zu den Taxis. Sie stellen mindestens ein Drittel aller Autos. Das macht es zu jeder Tages- und Nachtzeit relativ einfach eins zu finden, dauert im Schnitt 30 sec. Es gibt petit Taxis und grands Taxis. Die kleinen fahren innerstädtisch, haben ein Taxometer und sind in Rabat blau, in anderen Städten haben sie andere Farben, z.B. rot in Casablanca. Sie sind IMMER Fiat Uno. Ich glaube ALLE Fiat Uno die jemals in Europa gefahren sind fahren mittlerweile in Marokko. Eine Fahrt von 10 min kostet etwa nen Euro. Dabei kann es passieren, dass der Fahrer auch mal anhält und andere Leute, die in die gleiche Richtung wollen (durch Handzeichen kenntlich gemacht) mitnimmt. Dann geht es wieder mit gehupe und gedrängle quer durch den Verkehr...