Dienstag, 20. Januar 2009

Flora und Fauna

Als alter Biologe ist es nun mal an der Zeit etwas über die Natur in Marokko zu erzählen. Ich fang mal mit der Stadt an.

Zunächst einmal wären da die Katzen. Katzen gibt es überall. Sie sind halbwild und ernähren sich von dem Müll, der hier in großen Mülltonnen auf der Straße gesammelt wird. 80% des Hausmülls ist biologisch. Manche sagen ja, die Katzen seien die Ratten Marokkos, ich persönlich finde die putzigen Katzen ja hundertmal sympathischer als Ratten. Ratten gibt es hier keine, das liegt, ihr ahnt es schon, an den Katzen. Hunde gibt es auch fast keine in der Stadt. Zum Glück, denn man kann ohne den Boden nach Scheiβe abzusuchen über die Bürgersteige laufen. Ich habe es mir tatsächlich abgewöhnt und kann mit erhobenem Haupt durch die Straßen gehen! In Friedrichshain ein Ding der Unmöglichkeit (ihr wisst was ich meine)… Tja was gibt es noch? Achja Kakerlaken, wie in allen warmen Ländern. Allerdings habe ich erst eine Wohnung gesehen, wo das ein Problem war. Sonst habe ich noch keine gesehen (liegt das vielleicht auch an den Katzen?). Ein Bild, was auf jeden Fall die Straßen der Städte prägt, sind die Esel, die als allgemeines Transportmittel nicht wegzudenken sind. Leider sind sie in Rabat verboten (man munkelt, der König wolle keine Esel in seiner Residenzstadt haben), aber in allen anderen Städten helfen sie Gemüse und Gewürze von A nach B zu bringen und den Verkehr im Schritttempo zu halten.

Ja, nun zur Vogelwelt der Stadt: natürlich gibt es Tauben, deren Population aber dank der Katzen in erträglichem Maß gehalten wird. Außerdem gibt es ganz viele Möwen wegen dem Meer (oder heißt das jetzt „wegen des Meeres“?). Aber am spektakulärsten sind auf jeden Fall die Störche. Ich glaub die überwintern hier und man findet sie und ihre Riesennester oft auf den alten Mauern rund um die Stadt oder in den Ruinen der Chellah. In Marrakech sieht man sie sogar mitten in der Medina auf der Stadtmauer oder auf den Moscheen. Sie sind irgendwie cool weil sie hoch über der Stadt wachen und gucken dass alles klar geht.








Die putzigen Stadtkatzen - Störche auf den Stadtmauern

Zur Flora der Stadt gibt es nicht viel zu sagen, es gibt Palmen überall und die typische mediterrane Vegetation. Was allerdings ziemlich nett ist, sind die Orangenbäume, die überall die Bürgersteige verschönern und im Moment voll mit Orangen hängen. Irgendwie sind das aber keine Essorangen (sonst würde wahrscheinlich auch keiner mehr Orangen kaufen) denn sie sind ein wenig bitter und fest. Trotzdem schön.



Palmen in der Stadt - Orangenbäume

So, nun fahren wir mal raus aus der Stadt. Normalerweise ist Marokko ein relativ braunes Land. Das ist so ein rotbraun-braun, denn die Erde ist ganz lehmig. Auf dem Land bauen sie ihre Häuser daraus. Nur dieses Jahr ist alles ein bisschen anders: es ist der nasseste „Winter“ seit was weiß ich wann und alles ist grün. Es regnet wirklich oft, bestimmt alle zwei-drei Tage! Also, sobald man die Stadt verlässt ist man umgeben von grünen Hügeln auf denen dann vereinzelten Lehmhütten stehen. Man sieht einsame Schaefer, die mit ihrer Herde über das Land ziehen und die sich freuen, dass alles so grün ist und ihre Schafe dieses Jahr besonders viel zu fressen finden.




Sanfte grüne Hügel mit Lehmhütten

Wir machen jetzt mal ne Rast an einem Stausee. Dieser ist dieses Jahr so hoch wie noch nie und die Fischer treiben mit ihren Booten darauf herum um Fische zu fangen, die sie abends am Wegesrand zum Verkauf anbieten. Wir setzen uns und machen Picknick. Auf den Wiesen der Hügel stehen ein paar Esel. Die sind so lustig, denn sie stehen einfach da rum und gucken ins Leere. Als würden sie nicht checken, dass sie einfach weglaufen könnten. Ich habe mich das immer gefragt, die Esel gehören aber anscheinend tatsächlich irgendwelchen Bauern, die sie auf die Wiese stellen und sich darauf verlassen, dass die Esel einfach nur dastehen bleiben und blöd gucken. So spart man jede Menge Zäune… Naja zugegebener Maβen, ganz so blöd wie man denkt sind sie nicht, denn nach ner Weile trotten sie heran und beteiligen sich ungefragt an unserem Picknick. Und jetzt weiß ich auch warum man sagt Esel seien stur! Hat schon mal einer versucht nen Esel wegzuschieben? Die tun dann so als merkten sie es nicht und bleiben stehen und gucken blöd. Und man schiebt und drückt und der Esel bewegt sich einfach keinen Zentimeter! Aber als ich mit dem Baguette vor seiner Nase rumwedel, da fängt er auf einmal an den Kopf zu heben und langsam hinter mir her zu trotten… Jaahaaaa da hat der Robbin aber ne tolle Idee gehabt! So locke ich sie ein paar Meter weiter und schenke ihnen, großzügig wie ich bin, noch den Rest des Baguettes. So sind alle glücklich und wir können weiterfahren.









Picknick am See mit Eseln



Weiter im Landesinneren wird es dann doch etwas trockener, man sieht vereinzelte Kakteen rumstehen, still und starr, wie die Esel, inmitten dieser rotbrauen Wüste aus Lehm und Stein. Manchmal kommt man an einem kleinen Wäldchen vorbei. Das ist Eukalyptus habe ich mir sagen lassen. Weiter Richtung Gebirge wird es wieder grüner und an den Berghängen wachsen wieder richtige Bäume. Aus kleinen Quellen zwischen den Steinen strömt frisches Bergwasser. In einer Kurve mit Seitenbucht halten wir an und atmen die frische klare feuchte Luft ein. Wir laufen zu einer Quelle und nehmen einen Schluck Wasser. Diese Quelle wird auch von den Affen genutzt, die uns aus sicherer Entfernung beobachten und dabei lustige Spiele spielen. Es ist eine Familie mit ein paar Kindern. Sie streifen umher und suchen Essbares zwischen den vereinzelten Schneehaufen. Die machen auch andere lustige Sachen, die ich hier aber aus Gründen des Jugendschutzes nicht weiter erörtern kann. Dann geht es wieder zurück in die Stadt…

Wer entdeckt den Affen?

So, das war der kleine Ausflug von der Stadt in die Natur und zurück mit all seinen lustigen Lebewesen. Hoffe es hat euch gefallen. Das nächste Mal erklär ich euch den Verkehr der Stadt, der ist nämlich auch ganz lustig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen