Samstag, 3. Januar 2009

Silvester... und was davon blieb

Erstmal ein frohes neues Jahr! Ich hoffe ihr habt alle schön gefeiert!

Eigentlich wollte ich euch ja an dieser Stelle von ein paar traumhaften Tagen in den Bergen berichten, mit Schnee, Silvester in der Berghütte und Snowkiten. Dass dann doch alles etwas anders kam, davon erzähle ich euch jetzt.




Jean-Paul, Romain und ich unterwegs im Atlas


Mit Romain fuhr ich nach Meknes, dem Tor zum Atlasgebirge. Unser Kitelehrer Jean-Paul wohnt dort und zeigte uns erstmal die Stadt. Nachdem ich schon die ein oder andere Medina zu Gesicht bekommen habe, war es nicht wirklich neu. Aber einer seiner Verwandten hat einen Shop dort und wir wurden auf einen Tee eingeladen. Während wir also da saßen, konnten wir mitverfolgen, wie die Geschäfte ablaufen. Es ist schon unglaublich, wie die Menschen dort aus Nichts etwas zusammenbasteln können. Da wird nix liegengelassen und alles ist irgendwie brauchbar. Jeder Besitzer kennt den anderen und jeder hilft dem anderen. So schafft man es dann auch das Kunststück zu vollbringen, für fünf Kinder zu sorgen, ohne einen "richtigen Job" zu haben...











Leben in der Medina

Am nächsten Tag ging es dann mit der ganzen Kite-Ausrüstung in die Berge. Es regnete wie aus Eimern und mit jedem Kilometer schwand die Hoffnung, irgendwann hoch genug zu sein um endlich mal Schnee zu sehen. Dafür sahen wir ein paar Berberdörfer, die in den Schlammmassen dem Wetter trotzten. Für die Menschen hier ist der Regen total wichtig und irgendwie hat es ja auch etwas positives, auch wenn man selbst leichte Depris bekommt. Sieben Stunden vor dem neuen Jahr stand ich also vor der Apotheke eines kleinen Dorfes im Regen und wartete auf Romain, der sich schön erkältet hatte. Da rief mich Sabrina aus Paris an: "Juhuuu, wollte dir nochmal schnell ne tolle Party wünschen, hier sind total viele Privatparties, das wird total cool, und bei dir so?!" Grrrr! Scheiße!




Regen im Atlas

Zurück in Meknes (die Berghütte war uns dann doch etwas zu trostlos...). Robbin (leicht aggressiv):"Also scheiße, ich will jetzt feiern! Gibts hier kein Hotel wo's Alkohol gibt und Party und so?!" Also fuhren wir zum 5-Sterne Zakihotel. Ein Schild teilte uns mit: Fete de nouvelle annee! 900 DH (=90Euro). Neee. Ach, die Pianobar kostet keine Eintritt? Super! Statt der tanzenden Miezen, die sich im Vorraum schon mal warm machten, um die reichen Franzosen auf der 900 DH Party zu unterhalten, erwartete uns hier eine Stimmung wie bei einem Begräbnis: Ein Sänger dudelte langweilige marokkanische Lieder vor sich hin, während das neureiche städtische Publikum verträumt an ihren 8-Euro Bieren saugten. Nee. Nächstes Hotel. 3 Sterne. Die Bar. Ich unterhalte mich mit einem spanischen Fossilienverkäufer und schaue mir die Leute an. Die Tanzfläche wird gleich richtig voll, gleich gehts hier voll ab, denke ich und erschrecke, als die Uhr fünf nach 12 anzeigt. Die geht wohl falsch! Uhrenvergleich. Scheiße - die geht richtig! Ja wollen die uns denn hier alle verarschen? Keiner feiert, steht auf, ruft "Happy new year" oder lässt die Sektkorken knallen. Ich stoße mit Romain, JP und dem Spanier in trauter Einigkeit an. Um 1 macht der Laden zu. Soviel zu Silvester in Marokko.

von keiner Party gibts auch keine Bilder :P

Nächster Tag. Sonne. Auf dem Plan steht immer noch Snowkiten. Diesmal finden wir nach langer, langer Suche eine Hochebene mit ordentlich Schnee. Endlich! Nachdem wir den ganzen Kram vom Auto in die Ebene geschleppt und aufgebaut haben nähert sich die Sonne schon gefährlich dem Horizont. Der etwas exzentrische JP versucht kramphaft Romain (auf Skiern) dazu zu bewegen den Kite auf 1 Uhr zu halten. Nein nicht 11 Uhr. Und bewegen soll er ihn. Bewegen! Nein nicht 3 Uhr. Kite fällt. Neuer Versuch. Robbin schaut zu. Die Füße werden kalt. Endlich, endlich bekomme ich meinen eigenen Kite. Lektion1: wie man den Kite in der Hand hält. Wow, ist ja wie Lenkdrachen, ganz einfach. Nur dass einen der Drachen auch mal gerne ein paar Meter in die Höhe zieht, wenn man nicht grade auf einem fahrbaren Untersatz steht. Ich muss an dieses krasse Video denken (biddeschöhn: http://de.youtube.com/watch?v=-RVuXjf_PJo ) und bekomme leichtes Kribbeln im Arsch. Doch die Sonne meint es gut mit mir und macht alles dunkel. Morgen gehts aber richtig los!




Schnee Jucheee!


Doch am nächsten Tag ist der Wind weg. Der alte Arsch! Penner! Wir fahren zu einer alten verlassenen Militärkaserne der Franzosen. Wunderschön gelegen, mit einem See vor der Tür und umgeben von schneebedeckten Hügeln. JP will das Ding kaufen, instandsetzen und ein Kitecamp draus machen. Ich schlage ihm vor die Technik zu übernehmen: Warmwasser aus Sonnenkollektoren, Elektrizität aus einem kleinen Windgenerator... Ein Traum ist geboren! Das Ding hat echt Potenzial... Träumend fahren wir zurück und machen halt in einem kleinen Berberdorf, wo sein Bruder wohnt. Es gibt Plätzchen (es gibt immer Plätzchen, und zwar die aus 50% Zucker und 50% Fett) und Tee (ebenfalls mit 50% Zucker). Der Bruder ist Arzt für 18500 Menschen (zum Vergleich: in Frankreich kommt ein Arzt auf 200 Menschen!) und verabschiedet sich nach kurzer Zeit um saufen zu gehen. Ja richtig: saufen! JP erklärt uns, dass die Männer das hier so machen, weil das Leben sonst nicht viel zu bieten hat. Und die Frauen bleiben zu Hause. Ich schlage vor, die sollen doch die Zeit nutzen und den ganzen Müll aus dem Fluss und den Wiesen sammeln. Aber wer hört schon auf einen kleinen Europäer?!...



Haus am See - Im Berberdorf


Nachdem also Silvester ins Wasser gefallen ist und Kiten ohne Wind auch nicht möglich war, muss ich sagen: Jaaaaaaa, nächstes Jahr bin ich wieder in Berlin. Aber dafür hab ich gesehen, wie das hier zugeht, in den Bergen von Marokko. Wie die Menschen hier Leben. Und - hab ich eigentlich erzählt, dass ich ein paar Affen gesehen hab? So kleine, süße? Nee? Naja, dann beim nächsten mal...

1 Kommentar:

  1. hallo robbin, nach einer langen durststrecke höre ich endlich wieder von dir. und du bist sicher nicht überrascht zu hören, dass ich nicht wirklich enttäuscht bin, dass das mit dem kiten nicht geklappt hat.
    reicht schon, dass patrick vom hund gebissen wurde mit furcht vor tollwut.
    habe dir ein ausführliches e-mail gesch8ickt. hofe, du kannst morgen deine weihnachtsgeschenke in empfang nehmen.
    übrigens: es hätte vielleich geholfen, vor der reise die wettervorhersage anzuschauen. vielleicht hättet ihr gewusst, dass das wetter nicht idael sein würde.
    naja. morgen geht es wieder an die arbeit.
    gruß
    angelika

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