Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten in Casa

2000 Kilometer entfernt von Freunden und Familie in einem islamischen Land - tja, Weihnachten fällt wohl flach! Nicht so schlimm, sondern ein freier Tag, der genutzt werden will! Also ab zum Bahnhof und auf nach CASA.



Tuff tuff tuff die Eisenbahn

Casablanca oder Dar-el-Beida, wie es eigentlich heißt, soll gar nicht so schön sein, wie man es aus dem Film kennt oder vom Namen vermuten könnte. Eine Großstadt mit 3,8 Mio. Einwohnern, ein Moloch, Autos, Gestank, soziale Spannungen etc, alles da. Ich beschließe mich nur den schönen Dingen dieser Stadt zuzuwenden (an EINEM Tag bleibt einem für mehr ja zum Glück sowieso keine Zeit :-D).


Casablanca - wie man sieht...

Angekommen schlage ich mich also gleich in die Medina durch. Das erste Mal nehme ich mir wirklich Zeit mich einfach mal in die Ecke zu stellen und das Treiben zu beobachten. Wenn man durchrennt sieht man alles ganz schnell aber der Blick für die Details geht verloren. So bekomme ich mit, wie der Obsthändler vorbeizieht und lautstark seine Orangen anpreist, wie eine Gruppe von Kindern durch die Straßen rennt und Quatsch macht, wie eine Frau Wasser am Brunnen holt. Der Mann kommt aus dem Friseurladen und trifft auf der Straße einen Bekannten, Küsschen rechts, Küsschen links, es wird viel gelacht und eine Zigarette von der Zigarettenfrau gekauft. Ich verschmilze mit der Umgebung und werde Teil einer Welt, die wir wohl nie ganz verstehen werden, weil wir die Straße nicht mehr so als Ort der Begegnung kennen. Schön das alles zu sehen.













das Leben in der Medina

In einem Café lerne ich ein paar lustige Holländerinnen kennen, die zum Trekken im Atlasgebirge hierher gekommen sind. Gemeinsam ziehen wie zu unserem nächsten Etappenziel:
Die Moschee Hassan II.

Hier mal das Weihnachtsgruß-Video, das ich unterwegs gemacht hab:



Ich habe schon viel gehört, dass sie wirklich SEHR groß sein soll, aber was ich dann sehe verschlägt uns wirklich allen den Atem! Das ist ein Prachtbau überirdischen Ausmaßes, die drittgrößte Moschee der Welt, mit dem höchsten Minarett (200m), gebaut auf Wasser. Bei der Führung dürfen wir auch das Innere sehen (natürlich Barfuß), das Hauptschiff ist 200m lang, 100m breit und 63m hoch und jeder! Quadratcentimeter ist irgenwie verziert, mit Marmor, Zedernholz oder Mosaiken oder bemalt oder sonstwas. Wow!
























Wunderwerke menschlichen Schaffens


Was soll den heutigen Tag noch übertreffen? Wir wissen es nicht besser und wollen uns keine Illusionen machen, sondern beschließen mal die Tour aus'm Lonely Planet zu machen. Startpunkt: Sacre Coeur (ja, genau wie die in Paris). Eine lustige Kathedrale, die nicht mehr genutzt wird. Alles in weiß, nur die alten Fenster schimmern noch in bunten Farben. Der krasse Gegensatz zur Moschee: kantig, kalt, leer. Als wir nach ner Minute wieder rausgehen wollen lächelt uns ein kleiner kauziger Mann an und zeigt auf eine Seitentür. Ahhh! Ein Treppenhaus! Warum nicht?! Und wir werden belohnt, aber wie! Auf dem Dach der Kathedrale angekommen haben wir den fantastischsten Blick auf die Stadt, den man sich vorstellen kann. Kein Sicherheitszaun der uns daran hindert, von Stein zu Stein zu springen und zu rufen: " We are the Kings of Casablancaaaaaaaa!" Yeah!



never resist the unfamiliar

Die Sonne geht unter und glücklich schauen wir noch ein letztes Mal auf die goldene Stadt zu unseren Füßen, bevor es wieder zurück zum Bahnhof und nach Rabat geht. Das war ein fantastischer Tag der in die Geschichte eingehen wird, da bin ich mir sicher!

Am Abend komme ich dann doch noch zu meinem Weihnachten: bei Romain essen wir zu viert leckere Schweine-Chorizza aus Spanien, guten Käse und Baguette aus Frankreich und wir schenken uns sogar etwas, nämlich gegenseitig den Wein ein. Oh Du Fröhliche.....

Ich hoffe ihr hattet alle ein ebenso schönes Weihnachten und genießt die Weihnachtszeit mit Plätzchen, Ente und Champagner mit Orangensaft.

Ich hab euch alle lieb! Drück, küss und knuddel euch!

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